Bundesamt für Naturschutz

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Mainstreaming Naturnahe Firmengelände in Deutschland und in Europa

Aktionsfeld

Biologische Vielfalt im Nachhaltigkeitsmanagement


Beteiligte Akteure

Global Nature Fund
ILbA e.V. - Institut für lebensbezogene Architektur e.V.
Bodensee-Stiftung
Universidad Politécnica de Madrid (Spanien)
Ecoacsa Reserva de Biodiversidad, S.L. (Unternehmen, Spanien)
Ekopolis (NGO, Slowakei)
Amt für Umwelt der Vorarlberger Landesregierung Abteilung Umwelt- und Klimaschutz (IVe)
Deutsche Bahn AG
Weitere große, mittlere und kleine Unternehmen aus allen Branchen


Ziele

Das übergeordnete Ziel des Projekts ist, naturnahe Gestaltung von Firmengeländen zum Mainstream zu machen und in die Fläche zu bringen. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Schaffung von Grüner Infrastruktur geleistet sowie ein erster Schritt zur Integration von Biodiversitätsaspekten in das Management von Unternehmen. Spezifische Ziele des Projekts:


• Steigerung des Bewusstseins und der Motivation von Unternehmen und damit verbundenen Wirtschaftsakteuren, Biodiversität als wichtiges Thema in die Unternehmensführung und -entscheidungen einzubeziehen. Die naturnahe, biodiversitätsorientierte Gestaltung von Firmenarealen ist ein konkreter und "einfacher" Schritt für ein Unternehmen, Biodiversität in das betriebliche Management einzubeziehen.
• Sensibilisierung und Motivation von Architekt*innen, Landschaftsplaner*innen und -gärtner*innen, naturnahe Gestaltung zu fördern und in Deutschland und in Europa zu einem Trend zu machen.
• Weiterbildungsmodule für Facility Management zur Verfügung zu stellen.
• Sensibilisierung und Einbeziehung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Unternehmen (z. B. bei der Schaffung von Habitaten oder beim Monitoring). Verbesserung des Arbeitsklimas und der Gesundheit durch eine naturnahe Umgebung.
• Beitrag zum Klimaschutz und zur Energieeffizienz, z. B. durch begrünte Dächer
• Einführung eines Monitoring-Systems zur Überprüfung der Entwicklung und Bewertung der Auswirkungen von naturnahen Firmengeländen auf die biologische Vielfalt und das Arbeitsklima. Weitere (positive) Effekte sollen identifiziert werden.
• Einrichtung einer Organisation und eines europaweiten Netzwerks zur langfristigen Förderung und Promotion von naturnah gestalteten Firmengeländen in mindestens 6 EU-Ländern.

Kurzbeschreibung

Bild: Bodensee-Stiftung

In Deutschland und in Europa sind die Hauptursachen für den fortschreitenden Verlust der Biodiversität die intensive Landwirtschaft, die Zersiedelung der Landschaft, Versiegelung von Böden und Schadstoffe sowie die Verschmutzung von großen Flächen durch versauernde Chemikalien und Nährstoffe.
Um die europäische Strategie zur Green Infrastructure umzusetzen, hat die Bundesregierung das Bundeskonzept „Grüne Infrastruktur“ festgeschrieben. Naturnahe Firmengelände können einen relevanten Beitrag zur Umsetzung leisten. Sie sind ein konkreter und "einfacher" Schritt für ein Unternehmen, Biodiversität zu berücksichtigen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können direkt eingebunden und zusätzliche Vorteile wie die Verbesserung des Arbeitsklimas erreicht werden. Die Maßnahme ist ein guter "Türöffner", um Unternehmen zu motivieren, Biodiversität in ihr Management einzubeziehen und dabei alle Aktivitäten vom Rohstoff bis zum Recycling der Produkte zu berücksichtigen.

In den letzten zehn Jahren wurden Pilotprojekte durchgeführt, um Unternehmen und ihre Verbände zu informieren, Erfahrungen zu sammeln und Materialien zu erarbeiten. Jetzt ist es an der Zeit, die naturnahe Gestaltung von Firmengeländen flächendeckend in Deutschland zu etablieren, wozu das vorliegende Projekt einen Beitrag leistet.
Im Projekt sollen auch die positiven Wirkungen auf das Arbeitsumfeld und die Gesundheit der Mitarbeiter*innen herausgearbeitet und verbreitet werden. Hierzu wird insbesondere das Know how von ILBA eingebunden.
Auch das Ziel, die naturnahe Gestaltung von Firmengelände auf der europäischen Ebene zu etablieren, ist innovativ. Dazu arbeiten die Bodensee-Stiftung und der GNF mit der Universidad Politécnica de Madrid und dem Unternehmen ECOACSA in Spanien, der NGO Ekopolis in der Slowakei und dem Amt für Umwelt der Vorarlberger Landesregierung Abteilung Umwelt- und Klimaschutz (IVe) in Österreich zusammen.


Maßnahmen zur Zielerreichung

Naturnahe Gestaltung im Liegenschaftsmanagement („Naturnah für Filialisten“)

  • „Naturnahe Gestaltung“ erfolgt gewöhnlich auf Basis einer individuellen Analyse und Überplanung des Standorts. Unternehmen mit dutzenden oder sogar hunderten von Standorten setzen hingegen auf standardisierte Gestaltungsoptionen, die „überall funktionieren“. Für und mit diesen Unternehmen werden Handlungsmöglichkeiten für eine ökologische Aufwertung im Liegenschaftsmanagement entwickelt, die auf verschiedene Standorte übertragbar sind und systematisch in Planungen und Ausschreibungen für die Pflege etc. integriert werden können.

Training für Facility Manager*innen

  • Für das Facility Management sind sowohl die Auftragsvergabe als auch die kontinuierliche Sicherung naturnaher Gestaltung durch ökologische Pflege eine Herausforderung, da die Pflege in der naturnahen Gestaltung eine andere Rolle einnimmt und naturnahe Planung, Umsetzung und Pflege noch die Ausnahme sind. Durch ein spezielles Fortbildungsangebot erhalten Facility Manager*innen Kenntnisse und Unterstützung bei der Bewertung von Angeboten bzw. Leistungsverzeichnissen sowohl für Planung, Umsetzung und Pflege als auch für das grundsätzliche Vorgehen bei der Errichtung eines naturnahen Pflegeregimes.

Information und Sensibilisierung von Architekt*innen, Planer*innen und den Bausektor

  • Landschaftsarchitekt*innen, Hochbauarchitekt*innen und der gesamte Bausektor sind bisher unzureichend über die Möglichkeiten zur Erhaltung und Förderung biologischer Vielfalt im Rahmen von Bauvorhaben informiert. Dies führt dazu, dass biodiversitätsfördernde Lösungen nicht angeboten werden und die Förderung biologischer Vielfalt (soweit sie gesetzliche Auflagen übersteigt) zu spät im gesamten Prozess eines Bauvorhabens berücksichtigt wird. Die Sensibilisierung von Planerinnen und Planern und Architektinnen und Architekten soll die Zielgruppe motivieren, biologische Vielfalt in allen Planungsphasen zu berücksichtigen und naturnahe Gestaltung anzubieten und zu bewerben.

Monitoring von naturnahen Firmengeländen

  • Einführung eines einfachen und pragmatischen Monitoring-Systems für naturnahe Firmengelände. Es soll Unternehmen ermöglichen, die Entwicklung der Flächen zu verfolgen, bei Problemen einzugreifen und Erfolge zu kommunizieren. Weiterhin werden die Daten der individuellen Firmengelände zu Informationen auf der regionalen bzw. nationalen Ebene aggregiert. Das Monitoring-System ermöglicht die Lokalisierung von naturnahen Firmengeländen und umgesetzten Maßnahmen. Über eine überlappende Darstellung von geplanten Biotopkorridoren /Grüne Infrastrukturen oder auch Informationen über das Vorkommen bestimmter Tier- und Pflanzenarten können Synergien genutzt werden, z.B. naturnahe Firmengelände als Baustein eines Biotopkorridors oder Habitat einer gefährdeten Tier- oder Pflanzenart.

Organisation zur langfristigen Verbreitung naturnaher Gestaltung von Firmengeländen

  • Aufbau einer Organisation in Deutschland zur langfristigen Verbreitung (Mainstreaming) von naturnahen Firmengeländen und Unterstützung von Unternehmen, die sich dafür interessieren. Weitere Aufgaben der Organisation sind die Schaffung von Rechtssicherheit in Bezug auf mögliche Konflikte mit dem Artenschutz, die Schaffung von Anreizen für Unternehmen (z.B. Programme zur Förderung bestimmter Maßnahmen) sowie die Implementierung des Monitoring-Systems, die Auswertung der Ergebnisse und die Veröffentlichung von regionalen bzw. bundesweiten Monitoring-Berichten. Die deutsche Organisation wird sich mit anderen nationalen Organisationen auf der europäischen Ebene vernetzen.

Praktische Unterstützung von Unternehmen mit Interesse an der naturnahen Gestaltung

  • Das Beratungsmodell, dass die Bodensee-Stiftung mit ihren Partnern auf weit über 100 Liegenschaften angewandt hat, wird Unternehmen weiterhin angeboten. Aufwertungspotentiale werden aufgezeigt, die Umsetzung begleitet und gelungene Umsetzungen als „gute Beispiele“ aufbereitet. Inhaltlich werden die Beratungen weiterentwickelt – insbesondere der Zusammenhang von naturnaher Gestaltung und Gesundheit/Stressabbau und Personalbindung.

Öffentlichkeitsarbeit und Networking

  • Sensibilisierung von Stakeholdern in der Wirtschaft für eine naturnahe Flächengestaltung, Grüne Infrastruktur und Biodiversität allgemein. Motivation von Unternehmen, die Angebote im Rahmen des Vorhabens in Anspruch zu nehmen.

Laufzeit

Januar 2019 - Dezember 2022


Ergebnisse

  • Standardisiertes Konzept und Tool-Kit für naturnahe Gestaltung bei Unternehmen mit zahlreichen Standorten
  • Trainingsmodul und Workshops für Facility Manager*innen
  • Diskussionspapier „Chancen und Hindernisse für Biodiversität im Bauwesen“ sowie Ergebnisse einer internationalen Konferenz mit Planer*innen, Landschaftsplaner*innen, Architekt*innen und anderen Akteuren der Bauwirtschaft
  • Praktisches Monitoringsystem, Monitoring-Handbuch sowie erfolgreiche Testphase
  • Erstberatungen bei 30 Unternehmen
  • Erstberatungen für mindestens zwei Industrie- bzw. Gewerbeparks
  • Aufbau einer Organisation in Deutschland zur langfristigen Verbreitung (Mainstreaming) von naturnahen Firmengeländen und Unterstützung von Unternehmen (Struktur, Aufgaben, Finanzierung)
  • Sensibilisierung von Unternehmen sowie Wirtschafts- und Branchenverbänden in Deutschland und in der EU

Positive Beispiele für die naturnahe Gestaltung von Firmengeländen in Deutschland und in Europa werden auf der Webseite und im Rahmen von Veranstaltungen präsentiert. 

Kontakt

Sven Schulz

Bodensee-Stiftung
Fritz-Reichle-Ring 4
07732 9995-43
78315 Radolfzell
http://www.bodensee-stiftung.org/life-boogi-bop/