Biodiversität in Standards und Labels für die Lebensmittelbranche
Aktionsfeld
Standardisierung und Marktintegration
Beteiligte Akteure
- Global Nature Fund
- Bodensee-Stiftung
- Nestlé Deutschland
- Kaufland
- Symrise
- Fairtrade
- UTZ
- Union for Ethical Biotrade (UEBT)
- Gesicherte Qualität Baden-Württemberg
- Solagro, Frankreich
- Good for Good, Frankreich
- Fundación Global Nature, Spanien
- Universität Lissabon, Portugal
- Agentur AUF!
Ziele
Die EU-weite Initiative „Biodiversitätskriterien in den Standards und Labels der Lebensmittelbranche“ richtet sich an Standards und Labels für die Lebensmittelbranche sowie Unternehmen mit eigenen Anforderungen an Erzeuger und Lieferanten. Das Ziel ist, den Schutz der Biodiversität zu verbessern durch:
- Integration von effektiven Kriterien in bestehende Systeme und Lieferantenanforderungen
- Fortbildungen für Berater, zertifizierte Betriebe, Auditoren und für Qualitäts- und Produktmanager
- ein standardübergreifendes Monitoringsystem, zur Evaluierung der Wirkungen auf die Biodiversität
- intensive Kommunikation, um alle Akteure der Branche zu sensibilisieren
Eine europaweite Brancheninitiative „Biodiversity Performance in the Food Sector“ soll die Aktivitäten nach Projektende weiterentwickeln und ausweiten.
Projektbeschreibung
Lebensmittelhersteller und -handel mit der Landwirtschaft als wichtigstem Zulieferer haben wesentlichen Einfluss auf die biologische Vielfalt. Doch derzeit haben der Schutz von Biodiversität und Ökosystemleistungen noch nicht den Stellenwert in der Branche, den sie aufgrund ihrer Bedeutung eigentlich genießen sollten.
Qualitätssiegel und Standards kennzeichnen Produktionsverfahren oder Produkte, die bestimmte Anforderungen erfüllen. Sie sind somit eine wichtige Orientierung für diejenigen, die im Unternehmen für den Einkauf bzw. die Qualitätssicherung verantwortlich sind. Siegel und Standards, die gegenüber dem Endverbraucher kommuniziert werden, erfüllen diese Orientierungsfunktion beim Konsumenten.
Eine Analyse von 54 Standards für die Lebensmittelbranche zeigt jedoch, dass die Kriterien mit Relevanz für Biodiversität selten über die gute fachliche Praxis hinausgehen, nicht konkret formuliert sind und nicht alle Ursachen für den Verlust der Biodiversität abdecken. Weiterhin bieten Standardorganisationen und Unternehmen kaum Weiterbildung zum Handlungsfeld Biodiversität an; Berater, zertifizierte Betriebe und Auditoren verfügen oft nicht über die notwendigen Kenntnisse, um Maßnahmen qualitativ hochwertig umzusetzen bzw. deren Implementierung zu überprüfen. Keiner der analysierten Standards und Unternehmen realisiert ein Monitoring bezüglich der tatsächlichen Effekte auf die biologische Vielfalt.
Diese Defizite werden im Rahmen des Projekts angegangen.
Maßnahmen zur Zielerreichung
54 Standards, Siegel und Unternehmensanforderungen wurden auf ihre Relevanz für den Biodiversitätsschutz analysiert. Die Ergebnisse wurden in einem „Baseline Report“ zusammengefasst und mit Vertretern von Standardorganisationen und einem Kreis aus Unternehmen aus der Lebensmittelbranche diskutiert. Unter Einbindung der verschiedenen Akteursgruppen erarbeiten Global Nature Fund, Bodensee-Stiftung und ihre europäischen Partner Handlungsempfehlungen zur Optimierung der Standardpolitik und Kriterien bzw. Anforderungen.
Dabei wird ausdrücklich kein eigenständiges Biodiversitätslabel entwickelt, sondern bestehende Systeme und Anforderungen werden ergänzt. Die Erarbeitung der Empfehlungen wird durch die praktischen Erfahrungen in sechs Pilotprojekten unterstützt. Interessierte Standards und Unternehmen werden von den Projektpartnern bei der Überarbeitung ihrer Kriterien beraten.
Im November 2017 veröffentlichten GNF und seine Partner Empfehlungen für wirkungsvolle Biodiversitätskriterien in Standards, Labels und Unternehmensvorgaben (deutsch und englisch). Außerdem wurden in einem Easy Guide die Informationen für Produktmanager sowie Einkäufer in Unternehmen aufbereitet und auf Spanisch, Französisch, Portugiesisch, Englisch und Deutsch veröffentlicht.
Ein Biodiversity Performance Tool (BPT) wurde vom französischen Institut Solagro entwickelt. Damit werden die aktuelle Situation und die Entwicklung der Potentiale für Biodiversität auf dem landwirtschaftlichen Betrieb erfasst. Das BPT wird auf 50 zertifizierten Pilotbetrieben in Deutschland, Spanien, Frankreich und Portugal getestet und nach der Pilotphase für eine breite Anwendung kostenfrei zur Verfügung gestellt. Davon profitieren auch Berater, Zertifizierer oder Produktmanager, die mit dem Instrument die Qualität der umgesetzten Maßnahmen besser beurteilen können. Für Berater, Zertifizierer oder Qualitäts-/Produktmanager wird ein Trainingsprogramm erarbeitet, um ihre Kompetenz zu Aspekten der biologischen Vielfalt insgesamt auszubauen.
Im Rahmen des Vorhabens wird zudem ein übergreifender Ansatz zum Monitoring der Wirkungen von Lebensmittelstandards auf die biologische Vielfalt entwickelt. Damit werden die Potentiale für mehr biologische Vielfalt sowie die tatsächlichen positiven Wirkungen erfasst. Eine Monitoring-Datenbank wird standard- und unternehmensspezifische sowie standardübergreifende Auswertungen ermöglichen. Nach Ablauf der Testphase steht für Standards und Unternehmen ein praxisorientiertes, standardübergreifendes zweistufiges Monitoring-System zur Verfügung, um die positiven Wirkungen zu belegen und Kriterien und Maßnahmen kontinuierlich zu verbessern.
Über die Branchenverbände und die Präsenz auf Messen und Veranstaltungen werden die Empfehlungen für wirkungsvolle Biodiversitätskriterien, das Biodiversity Performance Tool und das Monitoring-System in der Branche bekannt gemacht. Die Projektpartner stehen Standardorganisationen sowie Unternehmen mit Rat und Tat zur Seite.
Zum Projektende im Januar 2020 soll eine Europäische Biodiversity Performance Initiative der Lebensmittelindustrie das Thema in der Branche weiterentwickeln und kontinuierlich weitere Standards, Unternehmen und Branchenverbände einbinden.
Laufzeit
bis 02/2020
Implementierung und Praxisbeispiele
Siehe www.food-biodiversity.eu
Ergebnisse
Über die Fortschritte des Projekts wird laufend auf der Webseite www.food-biodiversity.eu berichtet.