Was bedeutet "Biologische Vielfalt" bzw. "Biodiversität"?
Unter dem Begriff „biologische Vielfalt“ (Biodiversität) versteht man die
Vielfalt der Arten,
die Vielfalt der Lebensräume und
die genetische Vielfalt innerhalb der Tier- und Pflanzenarten.
Zur Definition in Artikel 2 des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt (CBD)
Das Netzwerk des Lebens
Biologische Vielfalt umfasst also weit mehr als nur die „Artenvielfalt“.
Eng verknüpfte Bereiche
Alle drei Bereiche sind eng miteinander verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig: bestimmte Arten sind auf bestimmte Lebensräume und auf das Vorhandensein ganz bestimmter anderer Arten angewiesen. Der Lebensraum wiederum hängt von Umweltbedingungen wie Boden-, Klima- und Wasserverhältnissen ab. Die genetischen Unterschiede innerhalb der Arten schließlich verbessern die Chancen der einzelnen Art, sich an veränderte Lebensbedingungen (z.B. durch den Klimawandel) anzupassen. Man kann biologische Vielfalt mit einem eng verwobenen Netz vergleichen, in dem zahlreiche Verknüpfungen und Abhängigkeiten existieren und in dem ununterbrochen neue Knoten geknüpft werden.
Knapp zwei Millionen beschriebene Arten
Dieses Netzwerk der biologischen Vielfalt macht die Erde zu einem einzigartigen, bewohnbaren Raum für die Menschen. Wie viele Arten tatsächlich existieren, weiß niemand ganz genau. Derzeit bekannt und beschrieben sind knapp zwei Millionen. Doch Experten gehen davon aus, dass der größte Teil der Arten noch gar nicht entdeckt ist. Schätzungen rechnen mit rund 8,7 Millionen Tier- und Pflanzenarten, die auf der Erde leben.
Rückgang der Arten
Die biologische Vielfalt ist auf der Erde nicht gleichmäßig verteilt. Bedingt durch Klima- und Standortfaktoren gibt es Schwerpunkte mit einer besonders hohen Dichte an Arten, Ökosystemen und Genressourcen, so genannte „Hot Spots“ der Biodiversität. Das sind Bereiche der Tropen, Meere, Wälder, Inseln und auch alte Kulturlandschaften. Bei den höheren Pflanzen sind dies vor allem Brasilien mit ca. 56.215 Arten, Kolumbien mit ca. 51.220 Arten und China mit ca. 32.200 Arten. Aufgrund der Eiszeiten beherbergt Deutschland deutlich weniger Arten.
Weltweit sind zahlreiche Arten vom Aussterben bedroht. Die Aussterberate für den Zeitraum ab 1850 ist in Deutschland um das Zehnfache höher als der natürliche Wert. Seit etwa 1500 n. Chr. sind weltweit über 300 Wirbeltiere und etwa 375 Wirbellose ausgestorben. Das betrifft auch die durch menschliche Züchtung über Jahrtausende hervorgebrachte Vielfalt an Nutzpflanzen und -tieren. Von den ursprünglich 7000 Pflanzenarten, die vom Menschen genutzt bzw. kultiviert wurden, liefern heute lediglich 30 Arten etwa 95% der pflanzlichen Nahrungsmittel. Aktuell gibt es weltweit 6500 anerkannte Nutztierrassen, von denen ein Fünftel als bedroht gelten.