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Biodiversitätsverlust gefährdet die Gesundheit

Anders als bisher angenommen reduziert der durch den Artenschwund bedingte Rückgang der Wirte nicht zugleich auch die Zahl der Krankheitserreger. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein: Zahlreiche Studien belegen offensichtlich, das der Rückgang der Arten die Ausbreitung von Infektionskrankheiten eher begünstigt. Der Erhalt der Artenvielfalt könnte sich daher aus auch medizinischen Gründen lohnen.

Im Spiegel ist dazu ein Artikel von Magadalena Hamm erschienen, der die Ergebnisse des Berichts der Fachzeitschrift Nature sehr gut zusammenfasst und den wir hier ausschnittsweise zitieren.  

Ein Beispiel für die o. g. These ist das West-Nil-Virus. Dies wird von Stechmücken übertragen und befällt hauptsächlich Vögel. Bei Säugetiere wie den Menschen löst der Erreger ein Fieber aus, das im schlimmsten Fall zu einer Hirnhautentzündung führt. Seit 2006 haben drei unabhängige Studien einen bemerkenswerten Zusammenhang belegen können: Je geringer die Vogelvielfalt ist, desto höher ist das Risiko für Menschen, an dem West-Nil-Fieber zu erkranken.

Diesen Zusammenhang erklären sich die Wissenschaftler so: In den untersuchten Gebieten in den USA, in denen die Zahl der verschiedenen Vogelarten gesunken ist, scheinen sich diejenigen Spezies durchzusetzen, die dem Virus als besonders guter Wirt dienen. Somit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Moskitos den Erreger beim Stechen aufnehmen und auf den Menschen übertragen.

Ein anderes Beispiel ist das Hantavirus, das beim Menschen Lungen und Nieren befällt. Der Erreger nistet sich mit Vorliebe in Weißfußmäusen ein. Die Nager erkranken selbst nicht - bleiben aber ihr Leben lang ansteckend und scheiden Viruspartikel über Speichel und Exkremente aus. Menschen können sich mit dem Hantavirus anstecken, wenn sie von einem infizierten Tier gebissen werden oder die Ausdünstungen der Nagerexkremente einatmen. Dementsprechend steigt das Infektionsrisiko, je höher die Dichte der Wirtstiere ist.

In einer Feldstudie in Oregon in den USA, untersuchten Biologen, welche Faktoren die Verbreitung des Erregers unter Weißfußmäusen beeinflusst. Das verblüffende Ergebnis: Allein die Biodiversität machte den Unterschied. Je weniger verschiedene Säugetierarten in einem Gebiet vorkamen, desto mehr Weißfußmäuse waren Träger des Virus. Die Zahlen sind beeindruckend. Bei abnehmender Artenvielfalt, stieg die Verbreitung des Erregers durchschnittlich von 2 auf 14 Prozent.

Die Wissenschaftler warnen, dass die Barriere, die Erreger zwischen Tier und Mensch überwinden müssen, immer kleiner werden könnte. Im US-amerikanischen Bundesstaat Connecticut zum Beispiel könnte die Zahl der Borreliose-Erkrankungen bei Menschen bald ansteigen. Der Artenschwund dort hat dazu geführt, dass mehr Zecken den Erreger in sich tragen.

Am Ende ihres Berichts fordern die Forscher daher, bestehende Ökosysteme auch aus Gründen des Infektionsschutzes zu bewahren. Denn Infektionskrankheiten hängen immer von dem Kontakt zwischen Arten ab, je diverser ein Ökosystem ist, desto schwerer hat es ein Erreger, sich auszubreiten.

(Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,732289,00.html)

Den Originalartikel der Fachzeitschrift Nature finden Sie hier.

 

 

 

Letzte Änderung: 06.12.2010

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